Erste Boote von MobyFly legen im Herbst 2025 ab
Das Walliser Start-up MobyFly, das vom Windsurf-Weltmeister Anders Bringdal, dem Bau- und Computeringenieur Ricardo Bencatel und der Unternehmerin Sue Putallaz gegründet wurde, will mit seinen emissionsfreien Tragflügelbooten den Massenschifffahrtssektor revolutionieren. Ziel ist eine Fortbewegung, ohne die Luft oder die Gewässer zu verschmutzen. Die ersten Boote sollen bereits im Herbst 2025 vom Stapel laufen. Darüber berichtete die französische Zeitung L'AGEFI in einem kürzlich erschienenen Artikel.
Die wichtigste Innovation von MobyFly besteht in der Verwendung von Foils, die denen der Segelboote des America's Cup ähneln. “Diese Unterwasserflügel heben das Boot übers Wasser, wodurch der Luftwiderstand und damit der Energieverbrauch erheblich reduziert werden“, erklärt Sue Putallaz im Artikel. Im Vergleich zu einem herkömmlichen Boot spart eine derartige Technologie bis zu 94% Energie.
Dank dieses Fortschritts können die Boote von MobyFly eine Reisegeschwindigkeit von 38 Knoten, also 70 km/h, erreichen und haben dabei eine grosse Reichweite. Die Elektro- oder Wasserstoffmotoren stossen keine Treibhausgase aus. „Keine CO2-Emissionen, keine Wellen, kein Lärm und ein sehr angenehmer Komfort für die Nutzerinnen und Nutzer“, fasst Sue Putallaz zusammen.
Zuerst der Massentransport
In der Schweiz entfallen über 90% der CO2-Emissionen der Schifffahrt auf gewerblich genutzte Schiffe. MobyFly konzentriert sich daher auf den Massentransport. „Es ist einfacher, im Seeverkehr schnell zu handeln als im Luftverkehr“, meint Sue Putallaz und erinnert daran, dass beide Sektoren jährlich mehr als 2 Milliarden Passagiere befördern. So kann beispielsweise eine Fahrt von Lausanne nach Le Bouveret mit einem Tragflügelboot auf etwa 30 Minuten verkürzt werden, während es mit dem Auto 45 Minuten oder mit dem Zug über eine Stunde dauert.
Die Boote von MobyFly erfüllen auch die besonderen Anforderungen des öffentlichen Verkehrs und erlauben das Anlegen in Häfen mit geringer Wassertiefe. „Die Foils können wie Vogelflügel eingeklappt oder ganz ausgefahren werden. Unsere einziehbaren Patente ermöglichen es, in 50 Zentimeter Wassertiefe zu fahren“, erklärt Sue Putallaz.
Drei Bootsgrössen und Auftragsabsichten von über 300 Millionen
Das Start-up hat drei Bootsgrössen entwickelt: je eine Grösse mit einer Kapazität von bis zu 30 Passagieren, mit 60 bis 120 Passagieren und schliesslich mit bis zu 350 Passagieren. Der Preis für ein Tragflügelboot liegt je nach Grösse zwischen 1,6 Millionen Franken und über 15 Millionen Franken. Das Unternehmen MobyFly, das ausschliesslich im BtoB-Geschäft tätig ist, hat bereits die ersten Verträge unterzeichnet. Die Auftragsabsichten belaufen sich auf über 300 Millionen Franken, hauptsächlich für kleine und mittlere Boote.
Im Juli 2021 hat das Start-up eine erste Finanzierungsrunde mit professionellen Investoren durchgeführt, um seinen Prototypen auf den Markt zu bringen. Ab Dezember 2022 wurde der Prototyp zu Wasser gelassen und getestet, um ein Geschäftsmodell zu erarbeiten. MobyFly befindet sich derzeit in der Phase der Kapitalbeschaffung von 10 Millionen Franken, um zur Industrialisierung und Vermarktung der Produkte überzugehen. Die Markteinführung ist für den Herbst 2025 geplant ist.
Quelle: AGEFI, Artikel von Laure Wagner (Sommerserie über 10 Schweizer Firmen, welche die Welt verändern)