Home
NEWS-BLOG ZUM TECHNOLOGISCHEN, INDUSTRIELLEN UND INNOVATIVEN WALLIS

20.01.2021

Digitale Tools helfen beim Umgang mit Naturgefahren

NEWS

Die Digitalisierung ist inzwischen in vielen Bereichen Realität. Dies gilt auch für den Umgang mit Naturgefahren, wo man sich bei der Vorhersage auf Daten aus der Praxis stützen muss. In diesem für das Wallis sehr wichtigen Tätigkeitsbereich ist die Digitalisierung eine wertvolle Entscheidungshilfe für Spezialisten. Die gesammelten Daten müssen zuverlässig, in ausreichender Menge verfügbar und von Fachleuten interpretierbar sein. Dies geht aus dem Online-Diskussionstisch hervor, der Anfang November von CREALP, dem Kanton Wallis und CimArk im Rahmen der Schweizer Digitaltage organisiert wurde. Etwa dreissig Personen aus allen Lebensbereichen und Berufsfeldern nahmen daran teil.

«Die Digitalisierung macht es möglich, drei wesentliche Fragen anzugehen: Wie wir die Natur nutzen, wie wir sie schützen und wie wir uns selbst schützen. Gerade in diesem Dreiecksverhältnis kommt der Digitalisierung eine besondere Bedeutung zu», sagte Bettina Schaefli, Professorin für Hydrologie an der Universität Bern, in ihrer Eröffnungsrede. Es sind allerdings noch viele Herausforderungen zu bewältigen, um die Digitalisierung bestmöglich nutzen zu können. Die erste davon betriff die Technik. Die Zuverlässigkeit der in natürlichen Umgebungen gesammelten Daten ist sehr wichtig. Ohne Zuverlässigkeit ist es nicht möglich, bei Entscheidungsfindung darauf zurückzugreifen.

 

Illusion des Null-Risikos
Der andere wesentliche Punkt sind die Geschwindigkeit und die Verfügbarkeit von digitalen Diensten. Idealerweise sollten die Messungen kontinuierlich erfolgen. Die Fähigkeit, schnell zu handeln, kann in Notsituationen einen nicht unwesentlichen Unterschied ausmachen. Aber mit einem hohen Grad an Digitalisierung kann es auch die Illusion eines Null-Risikos geben. Man glaubt, alles unter Kontrolle zu haben, weil eine Menge Daten zur Verfügung stehen. 

Hinter diesem Begriff des Null-Risikos verbirgt sich zugleich der Begriff der Verantwortung. Unabhängig davon, ob Überwachungssysteme für Naturgefahren automatisiert sind oder nicht, ob sie computer- oder menschengemacht sind, bleibt die Frage, wer die Verantwortung übernimmt. Wer übernimmt sie, wenn das Ergebnis nicht dem entspricht, was von der Maschine vorhergesagt wurde, oder wenn sich eine auf der Grundlage der Daten getroffene Entscheidung als nicht richtig erweist?

 

Bescheiden bleiben
Wie legt man also ein «akzeptables» Risiko fest? Welcher Handlungsspielraum sollte in Bezug auf «falsch positiv» und «falsch negativ» gewahrt werden? Das Wichtigste ist, bescheiden zu bleiben. Diese Demut, die zu der Erkenntnis führt, dass wir nicht alles kontrollieren, wissen oder vorhersehen können, muss sich auch in den digitalen Tools, die entwickelt werden, widerspiegeln, so die Erkenntnis der Diskussionsrunde.

Tatsache bleibt, dass seit den Überschwemmungen im Jahr 2000, die im Wallis ihre Spuren hinterlassen haben, grosse Fortschritte gemacht wurden. «Die Digitalisierung im 21. Jahrhundert stellt eines der wichtigsten Instrumente zur Erstellung von Prognosen dar. Ohne die digitale Technologie wären die Möglichkeiten der Hochwasservorhersage viel begrenzter gewesen», betonte Antonio Abellan, Direktor von CREALP. Die Implementierung eines vollautomatischen Systems ohne menschliches Eingreifen bleibt jedoch unrealistisch. 

«Die digitalen Werkzeuge müssen als Entscheidungshilfe betrachtet werden. Die Sensibilität des Geländes und die Intuition der Spezialisten bleiben unerlässlich», erinnerte Raphaël Mayoraz, Geologe der Walliser Kantonsregierung, die Teilnehmenden während der Diskussionen. Seiner Meinung nach besteht aber ein starkes Interesse daran zu verstehen, wie die Tools ihre Berechnungen durchführen, damit die Ergebnisse dann noch besser interpretiert werden können. In diesem Zusammenhang scheinen künstliche Intelligenz und die intelligente Nutzung von Daten für das Management von Naturgefahren besonders relevant zu sein.

 

Wie sieht es mit dem Datenzugang aus? 
Die Digitalisierung wirft weiter auch die Frage des Datenzugangs auf. Im Bereich der Naturgefahren, und vielleicht im Gegensatz zu anderen Bereichen wie der Gesundheit, könnten Daten für jedermann nützlich sein. Voraussetzung wäre eine globale Plattform, zum Beispiel auf kantonaler Ebene, die es erlaubt, Daten zu hinterlegen und auch herunterzuladen. «Die Verfügbarkeit von Daten lässt manchmal Raum für unprofessionelle Interpretationen. Dies ist insbesondere bei sozialen Netzwerken der Fall. Man darf nicht vergessen, dass nur Spezialisten in der Lage sein werden, den gesammelten Daten eine wirkliche Bedeutung zu geben», so Raphaël Mayoraz. 

Auch die Einbeziehung der Bevölkerung als Anbieter von Alltagsdaten ist wichtig, um eine grosse Datenmenge zu erhalten. Dabei stellt sich die Frage, ob es ethisch gesehen möglich ist, die Bevölkerung «zum Arbeiten zu bringen», um Informationen über Naturphänomene zu sammeln. Was werden die Menschen durch den Austausch von Daten und Informationen gewinnen? Auch diese Frage wird beantwortet werden müssen, um die Datenmenge zu maximieren. 

 

Diskussionstische im ganzen Wallis
Diese Podiumsdiskussion wurde im Rahmen der Schweizer Digitaltage organisiert. Am 2. und 3. November hat der Kanton Wallis gemeinsam mit verschiedenen Partnern nicht weniger als acht Tische auf die Beine gestellt. Ziel war es, die Bevölkerung für das Potenzial der Digitalisierung zu sensibilisieren und vor allem in die Debatte einzubeziehen. Die leidenschaftlichen Diskussionen an der Veranstaltung zum Thema Digitalisierung und Naturgefahren haben gezeigt, dass dieses Ziel erreicht wurde. Es bleibt abzuwarten, wie die Digitalisierung in diesem Bereich am besten genutzt werden kann. Fortsetzung folgt.