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NEWS-BLOG ZUM TECHNOLOGISCHEN, INDUSTRIELLEN UND INNOVATIVEN WALLIS

08.07.2020

Ist Social Marketing ein nützliches Instrument im Energiemarkt der Zukunft?

NEWS

Beim letzten Smart-Energy-Event wurden unter anderem die Liberalisierung des Energiemarkts und die Rolle der Verbraucher diskutiert. Joëlle Mastelic, Dozentin am Institut für Entrepreneurship & Management der HES-SO Valais-Wallis, brachte ihre Perspektive als Marketing- und Innovationsspezialistin in die komplexe Frage der Liberalisierung des Energiemarkts ein. Für sie stehen die Bürgerinnen und Bürger im Mittelpunkt der künftigen Energiepolitik. 

Gegenwärtig existieren in der Schweiz zwischen 500 und 700 Versorger. Mit der Öffnung des Markts wird der Verbraucher vom Abonnenten (captive customer) zum Kunden wechseln, er wird seinen eigenen Anbieter wählen können. «Aber sind diese 700 Akteure bereit für diese Liberalisierung?» fragte die Rednerin. Der Energiesektor hat eine starke technische Kultur. Mit der Öffnung des Marktes scheint es künftig notwendig zu werden, sich vermehrt auf Verkauf und Marketing zu konzentrieren.

 

Die Social-Marketing-Perspektive 
Für Joëlle Mastelic liegt die Lösung im Social Marketing. Es geht darum, Instrumente des traditionellen Marketings für soziales Marketing zu nutzen, das sich auf Umweltaspekte konzentriert. Mit der Marktöffnung müssten eine Segmentierung der Kunden vorgenommen und die Barrieren für das Umweltverhalten definiert werden. Dies ist eine Arbeit, welche die Referentin und ihr Team aktuell ausführen. Gleichzeitig konzentrieren sie sich auf die Wertschöpfung durch die Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen. 

«Wir versuchen, Unternehmensbarrieren nach aussen zu öffnen, um Produkte oder Dienstleistungen gemeinsam zu entwickeln. Gleichzeitig wollen wir Räume für den Dialog schaffen», erklärte Mastelic. Eine grosse Marktdurchdringung nachhaltiger Lösungen ist zu erwarten, wenn bestimmte «Methoden» angewendet werden. «Wenn zum Beispiel die Versorgung mit erneuerbarer Energie standardmässig angeboten und die Barriere auf die Verbraucherseite gelegt wird. Das heisst, dass Kunden nicht-erneuerbare Energie beantragen müssen. Dann sehen wir eine bessere Marktdurchdringung.»


Neue Instrumente sind gefragt
Um in der Reflexion weiterzugehen und konkrete Lösungen für aktuelle Energiefragen zu finden, empfiehlt der Referent zwei neuartige Methoden: Co-Design und Living Lab. Das Co-Design bringt Spezialisten und Menschen ohne Ausbildung auf diesem Gebiet zusammen, um zusammenzuarbeiten und gemeinsam Lösungen zu entwickeln. «Diese Methode erlaubt es ihnen, Fragen als einfache Konsumenten, ohne spezielle Kenntnisse auf diesem Gebiet, zu stellen.» 

Das Living Lab wiederum bringt vier Arten von Öffentlichkeit (Behörden, Unternehmen, Akademiker und Bürger) zusammen. Ziel ist es, dank Interessengruppen Lösungen zu entwickeln, mit dem Ziel des Wohlergehens der Gesellschaft als Ganzes. Zu diesem Zweck wurde ein ausgedehntes europäisches Netzwerk für den Austausch länderspezifischer Praktiken eingerichtet. Die Europäische Kommission folgt diesem Trend und hat eine aufgabenorientierte Forschung zur Energieliberalisierung in die Wege geleitet, mit dem Ziel, die Gesellschaft zu verbessern. 

Die Energieliberalisierung bringt grosse Umwälzungen mit sich. «Aber Fähigkeiten, insbesondere im Bereich des Sozialmarketings, sind dazu da, Ihnen zu helfen», bemerkte Joëlle Mastelic am Ende ihres Vortrags. 


Entdecken Sie das französischsprachige Interview mit Joëlle Mastelic im Video.

 


Am 28. August 2020 ab 8.00 Uhr ist es so weit: Der Smart Energy Event feiert sein 10-jähriges Bestehen. Melden Sie sich jetzt an und profitieren Sie von den Early-Bird-Tickets zum Sonderpreis!