Home
NEWS-BLOG ZUM TECHNOLOGISCHEN, INDUSTRIELLEN UND INNOVATIVEN WALLIS

26.01.2021

«Mit Lonza konnten wir einen erstklassigen Partner gewinnen»

NEWS

Die US-Biotechfirma Moderna gehört in der Entwicklung und Herstellung eines Corona-Impfstoffs zur absoluten Weltspitze. Als Partner spielt dabei auch die Lonza in Visp eine wichtige Rolle. Der in Lausanne aufgewachsene Moderna-Europachef Dan Staner steht im Gespräch mit dem «SonntagsBlick» Red und Antwort. Ein Auszug.

 

Die ganze Welt wartet sehnlichst auf die schnelle Verteilung von Impfdosen. Es müssen turbulente Tage sein in der Chefetage von Moderna!

Tatsächlich. Die Ereignisse überschlagen sich. Im Dezember wurde unser Impfstoff in den USA und Kanada zugelassen, dann folgten Europa, Grossbritannien und diese Woche nun die Schweiz. Wir arbeiten rund um die Uhr, um alle Länder möglichst schnell mit Impfdosen zu versorgen. Persönlich ist es die aufregendste Zeit meiner Karriere. Aber auch der Druck ist enorm. Die Menschen wollen geimpft werden!

 

Wo liegen die grössten Herausforderungen?

Wir arbeiten derzeit an vielen Fronten. Der Impfstoff muss produziert, dann über ein internationales Logistiknetzwerk mit Flugzeug und Kühlwagen verteilt werden. Bevor wir das tun können, brauchen wir Zulassungen. Den zuständigen Behörden liefern wir immer noch riesige Datensätze zu den klinischen Tests. Wir haben alle Hände voll zu tun!

 

Der Impfstoff wird bei Lonza in Visp hergestellt, dann in Spanien abgefüllt und über das Drehkreuz Brüssel in die ganze Welt verteilt. Die Dosen für die Schweiz legen dabei fast 4000 Kilometer zurück. Warum so kompliziert?

Klingt kompliziert, ist aber unser tägliches Brot. Natürlich stemmen wir nicht alles allein. Wir sind nicht Novartis oder Pfizer. Mit knapp 1300 Angestellten ist Moderna eine relativ kleine Firma. Wir brauchen das Know-how anderer Unternehmen. Gerade mit Lonza und Kühne+Nagel konnten wir erstklassige Partner für diese Herkulesaufgabe gewinnen.

 

Was gab den Ausschlag, bei Lonza in Visp zu produzieren?

Lonza hat enorm viel Erfahrung auf dem Feld der Biotechnologie. Zudem können wir unsere Herstellungsprozesse nahtlos integrieren. Und die geografische Lage mitten in Europa bringt uns Vorteile in der Logistik. Es ist entscheidend, dass wir die Kühlkette garantieren können. Der Impfstoff muss bei minus 20 Grad Celsius transportiert werden. Sonst verdirbt er.

 

Sie verlangen zwischen 32 und 37 Dollar pro Dose. Damit gehören Sie zu den teuersten Anbietern. Ein lukratives Geschäft!

Wir haben zehn Jahre lang investiert. Dieser Impfstoff ist unser erstes Produkt. Und natürlich wollen wir Geld verdienen. Damit refinanzieren wir unsere Forschung und treiben neue Innovationen voran. Ich lasse mich jedes Jahr gegen die Grippe impfen. Auch die kostet zwischen 20 und 30 Franken. Und das für eine Technologie, die ein paar Jahrzehnte alt ist und die eine viel niedrigere Wirksamkeitsrate aufweist.

 

Wie gross schätzen Sie das Potenzial ein, mit mRNA auch andere Krankheiten zu lindern oder gar zu heilen?

Gigantisch. Die mRNA-Forschung fristete in der Vergangenheit ein Nischendasein. Irgendwann hat es klick gemacht. Wir konnten Investoren davon überzeugen, dass dies eine revolutionäre Technologie ist. mRNA wird uns in Zukunft ermöglichen, personalisierte Krebsimpfstoffe oder einen Impfstoff gegen HIV herzustellen. Die Möglichkeiten, die uns mRNA bietet, sind fast grenzenlos. Wir müssen sie nur nutzen!

 

Anmerkung: Im Artikel wird ein grosses Bild des neuen BioArk-Gebäudes in Visp gezeigt. Moderna hat im BioArk zwar ihre Büros, der Impfstoff wird aber natürlich im Ibex-Komplex von Lonza hergestellt.

 

Quelle: Interview im «SonntagsBlick» vom 17. Januar 2021