Walliser Industrie hält sich gut in der Coronakrise
Beruhigende Nachrichten an der Wirtschaftsfront: Der Dachverband Avenir Industrie Valais/Wallis hat wegen der Coronakrise bei seinen Mitgliedern den Puls gemessen und die Ergebnisse zeigen, dass die Industriesektor den aktuellen Herausforderungen gut standhält. Insgesamt rechnet die Walliser Industrie für das Jahr 2020 nur mit einem leichten Rückgang des Gesamtumsatzes.
«Die Pandemie hat nicht alle Industriebereiche in gleicher Weise getroffen. Während einige Zulieferindustrien leiden, haben die befragten Unternehmen keine spektakulären Kundenverluste zu verzeichnen», stellt Avenir Industrie Valais/Wallis in einer Pressemitteilung fest. Obwohl Aufträge verschoben wurden, mit Lieferverzögerungen von einigen Monaten, mussten selten Auftragsstornierungen hingenommen werden.
Industrieunternehmen, die direkt vom Verbrauch der Haushalte abhängen (wie z.B. das Druckgewerbe), sind stärker betroffen. Sie erwarten für 2020 einen Geschäftsrückgang von etwa 20 Prozent. Überraschenderweise ergab sich durch das Coronavirus für einige Mitglieder gar eine Zunahme bei den Geschäften, etwa im Medizinalbereich. Generell hat sich der Bereich der Arzneimittelherstellung, Chemie und Biotechnologie sehr gut an die erschwerten Produktionsbedingungen anpassen können, ohne einen Rückgang hinnehmen zu müssen.
Mehr Videokonferenzen, mehr Homeoffice
Die Walliser Industrie war laut Mittelung gut auf Virus vorbereitet. Auch die Kommunikations- und Produktionsinfrastrukturen seien richtig dimensioniert gewesen, um auf die Krise reagieren zu können. Überall wurden Videokonferenzen statt persönlichen Treffen abgehalten. Homeoffice war weit verbreitet – und wird nach der Krise wohl wieder in geringerem Masse genutzt werden.
Die Informationstechnologien haben oft zu einer schlagartigen Veränderung der bisherigen Arbeitsgewohnheiten geführt. So wurden im Jahr 2020 auch verschiedene Techniken und Tools eingeführt, die normalerweise über fünf Jahre gebraucht hätten, bis sie überhaupt umgesetzt worden wären.
Arbeit als unverzichtbares soziales Bindeglied
«Die Enge des Alltags hat als Warnsignal für die Nützlichkeit der Arbeit als sozialer Kitt gewirkt», fügt Avenir Industrie Valais/Wallis hinzu. Nachdem sie einen Monat lang daheim ausharren mussten, seien die Mitarbeitenden mit Begeisterung an ihren Arbeitsplatz zurückgekehrt. «Diese Pandemie ermöglichte es, die Bedeutung der Arbeit als Sinnstifter und Aufwertung für den Arbeitnehmer wiederzuentdecken.»
Videokonferenzen haben im Allgemeinen die Effizienz von Arbeitssitzungen verbessert. Es sei weniger Zeit mit der Diskussion eines Themas verbracht und Entscheidungen seien schneller getroffen worden. Andererseits seien sie weniger geeignet, wenn es darum gehe, Kreativität zu zeigen, oder wenn Diskussionen zum Nachdenken anregen sollen. In diesem Fall sei ein persönliches Treffen nach wie vor unerlässlich, schreibt Avenir Industrie Valais/Wallis.
Kein Treiber für künstliche Intelligenz
Die Krise könne allerdings nicht generell als Anstoss zu mehr künstlicher Intelligenz und virtueller Realität verstanden werden. Wo immer dieses Thema aktuell sei, liege es daran, dass es bereits vor der Pandemie Gegenstand von Überlegungen war.
Das Pulsmessen bei den Mitgliedern hat auch Vorschläge mit sich gebracht, von denen einer besonders populär war: «Schlagen Sie vor, dass Unternehmen, die in ihre Produktionsanlagen einen Betrag in ähnlicher Höhe wie die gewährten Unterstützungskredite investieren, von der Rückzahlungspflicht befreit werden.» Das wäre eine Art Transfer von öffentlichen Geldern, mit dem neue Investitionen direkt finanziert würden, statt vorübergehende Lücken in den Kassen zu füllen.
Avenir Industrie Valais/Wallis hat diesen Vorschlag an die kantonalen Vertreter in Bundesbern zur Kenntnisnahme, Analyse und Bearbeitung weitergeleitet.
Quelle: Pressemitteilung Avenir Industrie Valais/Wallis
Bild: Isis França, Unsplash